Aufgesetzte Schulstrukturreformen haben in Deutschland Qualität vernachlässigt

Es hat sich ausgekuschelt - INSM-Bildungsmonitor 2018 attestiert deutlichen Rückgang der Bildungsqualität

„Der Bildungsmonitor 2018 bestätigt deutlich, dass die jahrelangen aufgesetzten Schulstrukturreformen in vielen Bundesländern die Qualität der Bildung nachhaltig verschlechtert haben. Wer sich vom Leistungsgedanken verabschiedet, der braucht sich nicht wundern, wenn er irgendwann die Quittung bekommt“, so Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des Verbandes Deutscher Realschullehrer (VDR).

Viertklässler schneiden laut Monitor in Deutsch und Mathematik schlechter ab als in den Vorjahren. Dies mag auch auf einen eklatanten Lehrermangel in einigen Bundesländern basieren. „Wenn nur 37 Prozent der neu eingestellten Lehrkräfte, wie derzeit in Berlin, ein abgeschlossenes Lehramtsstudium vorweisen können, dann erklärt das so Manches. Und die Bildungsqualität wird noch weiter sinken, wenn es nicht gelingt qualifizierte Lehrkräfte in die Schulen zu bekommen!“, stellt Böhm fest.

„Die Idee vom Einheitslehrer, wie KMK-Chef Helmut Holter ihn gerne möchte, schwächt die Qualität noch weiter und geht völlig am Problem vorbei!“, ist sich der Vorsitzende sicher.

In manchen Bereichen allerdings widerspricht sich der Bildungsbericht, indem er völlig unterschiedliche Bildungsbereiche miteinander verknüpft.

„Wer Bachelorquoten und Ganztagsbetreuung miteinander verknüpft, kann keine Aussagen zur Bildungsqualität treffen und vernachlässigt die Vielfalt der Bildungswege und der föderalen Bildungslandschaft. Wir können es uns eben heute nicht mehr leisten sogenannte „Nichtakademiker“ mit dualen Berufsausbildungen zu Bildungsverlierern abzustempeln. Vielmehr müssen berufliche und akademische Bildungswege von der Gesellschaft endlich als gleichwertig anerkannt werden. Die Wirtschaft hat schon vor Jahren begonnen, die Zukunftschancen von jungen Menschen mit dualer Ausbildung anzuheben und verstärkt nachzufragen.

Um die Zukunft einer erfolgreichen 4. Industriellen Revolution nicht zu gefährden, müssen die Heranwachsenden auf sie vorbereitet sein. Digitalisierung muss von einer „Digitalen Aufklärung“ angetrieben werden, die in der Bildung realistisch und fundiert auf die rasanten und umfassenden Entwicklungen vorbereitet.

Zentraler Inhalt muss in den kommenden Jahren neben der Digitalisierung eine konsequente Einforderung von Leistung an den Schulen sein. „Die Wiederholung einer Jahrgangsstufe kann auch ein Indiz dafür sein, dass im jeweiligen Land Bildungsqualität eingefordert wird“, erläutert Böhm.

„Und eines zeigt der Bildungsbericht ganz klar: Wer nicht bereit ist, in Bildung zu investieren, wird über kurz oder lang die einzige Ressource unseres Landes aufs Spiel setzen und scheitern!“ schließt Böhm ab.

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Pressesprecher - stellvertretender Bundesvorsitzender
Pressesprecher - stellvertretender Bundesvorsitzender

Sven Christoffer
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