Bildung braucht Realismus
Bildungskongress setzt klare Botschaften
Berlin - Bildungskongress - Friedrich Naumann Stiftung und der Deutsche Realschullehrerverband (VDR) analysieren Entwicklungen in der Bildung
Berufswahl, Fachkräfte, Digitalisierung und Schulabschlüsse stehen auf der Agenda der Konferenz, zu der sich Nordrhein-Westfalens Bildungsministerin Yvonne Gebauer als Keynote-Sprecherin zum Thema der gleichwertigen Anerkennung beruflicher und akademischer Bildung in Deutschland angesagt hat.
Bildung steht aktuell ganz oben auf der Liste der drängenden Probleme in Deutschland. Die Pandemie brachte vielfach und umfänglich die Vernachlässigungen und Versäumnisse in der Bildungspolitik der vergangenen Jahre zu Tage. Ein massiver Fachkräftemangel, eine Abwertung der Schulabschlüsse, die Vernachlässigung der Bildungswege über die berufliche Bildung und die Unterschätzung der Möglichkeiten durch die Digitalisierung sind die Folgen einer fehlgeleiteten mitunter ideologisch geführten "Dauer-Schul-Struktur-Reform".
Auf dem Bildungskongress diskutieren Expertinnen und Experten darüber, welchen Beitrag die Schulen leisten können, um eine reflektierte Zukunftsorientierung und Berufswahl der Schülerinnen und Schüler anzubahnen. Dabei sollen vorgegebene Pfade aus dem Elternhaus hinterfragt, der Einfluss der peer-group beleuchtet und die Rahmenbedingungen und Vorgaben der Schulen und Politik kritisch betrachtet werden - immer im Bewusstsein, dass die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft viele neue Berufsfelder entstehen lässt und das Verständnis für wirtschaftliches Handeln für die jungen Menschen essenziell ist.
Die Herausforderungen, die die Digitalisierung für die Schulen mit sich bringt, stehen weiterhin im Mittelpunkt der Veranstaltung. Die entscheidende Rolle, die die Lehrkraft in diesem Prozess einnimmt und welche digitale und pädagogische Infrastruktur vorliegen muss, damit Unterricht mit digitalen Medien gelingt, ist ein Hauptanliegen in der Bildung.
Endlich mehr Realität!
Qualität der Bildungsabschlüsse einfordern – Vielfalt der Wege ermöglichen – Digitalisierung umsetzen
Kongress der Friedrich-Naumann-Stiftung und des Deutschen Realschullehrerverbandes (VDR) benennet klare Handlungsfelder in der Bildung
„Wir haben in Deutschland in den vergangenen Jahren in der Bildung den Bezug zur Realität und zu den realen Herausforderungen verloren, uns zu sehr auf Akademisierung, Abiturquoten und Gleichheitsdiskussionen konzentriert und dabei die realen gesellschaftlichen Handlungsfelder vernachlässigt. Wer die differenzierten Wege der beruflichen Bildung nicht schätzt, Leistung negiert, technische und ökonomische Entwicklungen ausblendet kann heute keine moderne Bildung vermitteln“, betont Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des Deutschen Realschullehrerverbandes (VDR).
Prof. Karl-Heinz Paqué, Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung, betonte, wie wichtig es sei, dass akademische und berufliche Bildungsgänge gesellschaftlich gleichermaßen wertgeschätzt werden. Über Jahre hinweg wurden unnötige Debatten in Richtung Akademisierung geführt, die an der Realität und an den Notwendigkeiten vorbeigingen und die die einzigartige Bedeutung der dualen Ausbildung herabsetzten.
Die Folgen seien mittlerweile überall in der Gesellschaft und besonders in der Wirtschaft angekommen. Die Unternehmen suchen händeringend nach geeignetem und gut ausgebildetem Fachpersonal, das vor allem aus den Realschulen komme. Ein Schulabschluss, der mit Qualität und Leistung hinterlegt sei, biete beste Voraussetzungen für ein erfolgreiches Berufsleben und stärke damit auch die persönliche Zufriedenheit. Paqué betonte: „Der Realschulabschluss bietet einen guten Ausgangspunkt, um einen erfolgreichen beruflichen Karriereweg einzuschlagen.“
Eine fundierte und bedarfsgerechte Berufsorientierung an den Schulen könne und müsse daher erfolgreich umgesetzt werden. Darin waren sich die Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Schule einig. Die Vielfalt an Berufen und Möglichkeiten, die sich den jungen Menschen heute bietet, verlange eine gezielte Hinführung zur Berufswahl und Berufsentscheidung. Vor allem die Schulen könnten zusammen mit ihren Kooperationspartnern aus Wirtschaft und Instituten eine reflektierte Zukunftsorientierung und Berufswahl der Jugendlichen anbahnen. Nicht zuletzt durch die zunehmende Digitalisierung entstehen in den kommenden neue Berufsfelder, die neue Anforderungen und Herausforderungen an die Gesellschaft stellen werden.
Völlig sorglos und stiefmütterlich habe man über die vielen Jahre auch die Digitalisierung nicht nur in Behörden und in Unternehmen behandelt und schlichtweg unterschätzt. Auch an Schulen stellte man erst in der Pandemie fest, „dass man die Zeit verschlafen hatte, und die politisch Verantwortlichen reagierten hektisch als die Lücken in der Digitalisierung offenbar wurden“, verdeutlicht Böhm. Eine schnelle und unbürokratische Umsetzung der Infrastrukturen, Rahmenbedingungen, Datenschutzregelungen und das Abrufen von Fördergeldern gehörten zu den gemeinsam formulierten Forderungen und müssten zusammen mit Politik, Digitalwirtschaft, Mittelstand, Startups und Bildungsverbänden an einen runden Tisch für Digitalisierung gebracht werden.
Highlights
Freitag, 11. Juni 2021
Begrüßung
Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué, Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des Verbandes Deutscher Realschullehrer - VDR
Keynote: Herausforderungen der gleichwertigen Anerkennung beruflicher und akademischer Bildung in Deutschland
Ministerin Yvonne Gebauer MdL, Ministerin für Schule und Bildung, Nordrhein-Westfalen
Podiumsdiskussion
Ministerin Yvonne Gebauer MdL, Ministerin für Schule und Bildung, Nordrhein-Westfalen
Angela Papenburg, Vorsitzende SCHULEWIRTSCHAFT Deutschland, Vorständin GP Günter Papenburg AG
Dr. Volker Born, Leiter der Abteilung Berufliche Bildung, Zentralverband des Deutschen Handwerks e.V. - ZDH
Panel 1: Berufsorientierung an Schulen
Impuls
Johannes Vogel MdB, Sprecher für Arbeitsmarkt- und Rentenpolitik der Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag, Generalsekretär der Freien Demokraten NRW
Podiumsdiskussion
Johannes Vogel MdB, Sprecher für Arbeitsmarkt- und Rentenpolitik der Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag, Generalsekretär der Freien Demokraten NRW
Waltraud Erndl Stv. Schulleiterin, Botschafterin des Netzwerks Berufswahl-SIEGEL
Prof. Dr. Dirk Loerwald, Wissenschaftlicher Leiter am Institut für ökonomische Bildung (IÖB) in Oldenburg
Panel 2: Digitalisierung an Schulen
Impuls
Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des Verbandes Deutscher Realschullehrer - VDR
12:40 Uhr
Podiumsdiskussion
Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des Verbandes Deutscher Realschullehrer - VDR
Bettina Stark-Watzinger MdB, Mitglied des Vorstands der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
Maximilian Meyer-Burckhardt, Cisco Networking Academy Programm DACH – Program Consultant
Prof. Dr. Anabel Ternès von Hattburg, Vorstandsmitglied von Network for Teaching Entrepreneurship Deutschland e.V., Geschäftsführerin GetYourWings
Schlusswort
Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué, Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
Ende der Veranstaltung
Moderation: Ute Welty Freie Redakteurin und Moderatorin