Die eigenartigen Ideen des Helmut H.
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Nr. 17/2022
30. Dezember 2022
Die eigenartigen Ideen des Helmut H.
Thüringens Kultusminister fabuliert über Absenkung der Sprachkompetenz für angehende Lehrerinnen und Lehrer und Qualitätsabbau in der Lehrkräfteausbildung
„Es gleicht eher einer Verzweiflungstat als einer Idee für die Zukunft der Bildung“, kommentiert Jürgen Böhm, Vorsitzender des Deutschen Realschullehrerverbandes (VDR) die Ideen des thüringischen Kultusministers Holter zu Lehrerausbildung.
„Wer über Jahrzehnte die Lehrkräfteausbildung vernachlässigt hat, wer über Jahrzehnte von Stufenlehrerausbildung fabulierte, die Qualitätskriterien nach unten senkte und wer schulartspezifische Lehrkräfteausbildung negierte und Einheitsschulen propagierte, der muss sich nicht wundern, wenn er heute vor dem Trümmerhaufen der Lehrerausbildung steht. So gewinnt man garantiert nicht die klugen Köpfe für das Lehramt“, stellt Böhm fest.
Die Tendenzen zu Entfachlichung der Lehrkräfteausbildung und eine ideologisierte Einheitslehrerausbildung seien schon seit Jahren feststellbar. Man habe völlig außer Acht gelassen, dass die Attraktivität des Lehrberufes nichts mit Vereinheitlichung und Qualitätsabsenkung zu tun hat.
Man habe einfach negiert, dass das spezifische hochdifferenzierte Schulwesen in Deutschland spezifische Lehrämter mit Fachleuten erfordere. „Man kann Lehrerausbildung nicht über einen Kamm scheren und die Lehrer schon gar nicht einfach von der Straße wegfangen“, so Böhm.
Über Jahre hinweg wurde der Beruf der Lehrerin und des Lehrers auch von der Politik belächelt, die Ausbildung spielte an Universitäten ein Schattendasein. Die Qualitätsoffensive Lehrerbildung des BMBF war vom Finanzierungsvolumen her nicht mehr als ein Witz!
Was wir brauchen, sind Initiativen, um junge Menschen für spezifische Lehrämter zu gewinnen. Schule muss ein attraktiver Arbeitsplatz sein - mit Aufstiegsmöglichkeiten und Handlungsspielräumen für junge Menschen.
Schule ist nicht die Reparaturwerkstatt der Gesellschaft. Schule steht für Bildung, Leistung und Vielfalt. Das muss wieder in den Fokus gerückt werden. Denn junge Menschen wollen klare Herausforderungen und Ziele.