Vergleichbarkeit ja, aber keine Einigung auf dem kleinsten Nenner
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Nr. 27/2020
15. Oktober 2020
Berlin – „Eine bloße Vereinheitlichung und Angleichung der verschiedenen Schulabschlüsse über die 16 Bundesländer führt unweigerlich zu einem Qualitätsverlust“, stellt Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des Deutschen Realschullehrerverbands (VDR), klar und kommentiert damit den Vorstoß der Kultusministerkonferenz (KMK) bundesweit angeglichene und vereinheitlichte Abschlüsse schnell umsetzen zu wollen.
Besonders wichtig ist Böhm, die Vielfalt der Abschlüsse und Bildungswege zu erhalten und sie mit Qualität und Leistung zu hinterlegen. „Es geht nicht nur um das Abitur. Das Augenmerk muss künftig viel stärker auf die Qualität der Realschulabschlüsse und Hauptschulabschlüsse gelegt werden.“
In den vergangenen Jahren wurden in einzelnen Ländern politisch motivierte Strukturveränderungen, die mit Schulartumbenennungen einhergingen, umgesetzt.
„Das ändert nichts daran, dass wir in unserem Land, auf Grundlage von KMK-Beschlüssen drei allgemeinbildende Schulabschlüsse (Hauptschulabschluss, Realschulabschluss und Abitur) vergeben. Die Qualität dieser drei Abschlüsse muss im Mittelpunkt stehen. Anspruch muss zudem sein, dass hinter diesen Abschlüssen auch schriftliche Prüfungen stehen und sie nicht einfach mit dem Beenden einer bestimmten Jahrgangsstufe vergeben werden“, betont der Dachverband.
„Wenn man die Sache ehrlich betrachtet, muss es darum gehen, erst einmal Mindeststandards bei Inhalten und Prüfungsformaten umzusetzen und zu erreichen“, so Böhm. Im Bereich des Realschulabschlusses, also der mittleren Bildungsabschlüsse, klaffen bei der Umsetzung erhebliche qualitative Lücken auf.
Niemand verbiete es den schwächeren Ländern sich an der Qualität der bildungsstarken Länder zu orientieren und somit die Diskussion über die Abschlussqualität zu beenden.
Es gäbe bereits Aufgabenpools für ein einheitliches Abitur, die in Prüfungen auch schon bundesweit Verwendung finden und die für eine messbare Vergleichbarkeit sorgen sollen. „Aber wenn die Noten am Ende nicht stimmen, dann werden einfach die Notenschlüssel angepasst, um Schnitte zu beschönigen. Das kann aber nicht Sinn und Zweck sein. Quote ist nicht gleich Qualität“, zeigt der Bundesvorsitzende die Grenzen dieses Projekts auf.
„Natürlich wäre es wünschenswert, bundesweit Abschlüsse auf einem hohen Niveau anzubieten. Aber leider sieht die Realität anders aus. Eine Angleichung würde nur nach unten stattfinden und sich dort nivellieren!“, meint Böhm. Es habe sich in den vergangenen Jahren gezeigt, dass gerade in der praktischen und politischen Umsetzung das größte Problem liegt.