Stell dir vor, es ist Schule und kein Lehrer geht hin!
Lehrermangel sorgt bundesweit für Aufregung
„Dass derzeit bundesweit etwa 10.000 Lehrerstellen nicht besetzt sind, ist schon kaum hinnehmbar. Dass aber weitere 30.000 Stellen durch nichtausgebildete Quereinsteiger besetzt sind, ist kaum zu fassen!“, stellt Jürgen Böhm fest, Bundesvorsitzender des Deutschen Realschullehrerverbandes (VDR).
Nur wenige Bundesländer hätten ihre Hausaufgaben gemacht. In einigen aber, wie etwa in Sachsen und Berlin sei die Situation nicht mehr nur kritisch, sondern sehr bedenklich und besorgniserregend. „Vor allem im Grund- und Förderschulbereich fehlen ausgebildete Lehrkräfte. Es ist naiv zu glauben, dass Menschen, die kein Studium und keine pädagogische Ausbildung absolviert haben, die Kinder und Jugendlichen gut auf die Zukunft von morgen vorbereiten können“, so Böhm.
Es gehe schließlich nicht nur um die Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten, sondern heute immer mehr auch um eine Auseinandersetzung mit Werten und demokratischen Grundlagen. „Vor allem auch die Medienbildung mit der einhergehenden notwendigen Digitalen Aufklärung bedarf Lehrkräfte, die in dem, was sie tun, geschult sind. Es ist verheerend, hier Personal einzusetzen, das vielleicht gerade mal punktuelles Fachwissen mitbringt, aber keine Kenntnisse in Didaktik und Methodik hat. Der Lehrer von heute ist eben nicht nur Bezügeempfänger, der sich in ein gemachtes soziales Nest setzt!“, konstatiert der Bundesvorsitzende. Die spezialisierte Lehrerbildung könne nicht ersetzt werden durch wenige Stunden Crashkurs.
Den Schulen zu Beginn des neuen Schuljahres den schwarzen Peter zuzuschieben, sei nicht tragbar. „Die Lehrkräfte, die im System sind, haben genügend Aufgaben. Sie noch zu überhäufen mit Schulungsaufgaben für neue Kolleginnen und Kollegen, die als völlige Neulinge an die Schulen kommen, ist schier unglaublich!“, so Böhm weiter.
„Die Schulen und Kollegen vor Ort müssen heute ausbaden, was in den letzten Jahren mit bildungspolitischen Experimenten auf dem Rücken der Schulen in so manchen Bundesländern ausgetragen wurde. Der Lehrerberuf hat durch solche Strukturreformen zunehmend an Attraktivität verloren! Den Menschen muss wieder bewusst werden, dass ein gut funktionierendes öffentliches Bildungssystem entscheidend für die Zukunft unseres Landes ist. Das Jammern in manchen Bildungsministerien ist groß. Zu lange wurden die Migrationsbewegungen und ein bundesweiter Geburtenanstieg vernachlässigt und missachtet. Es bedarf nun neuer und flexibler Möglichkeiten, um ausgebildete Lehrkräfte, die es durchaus noch auf dem Markt gibt, zu mobilisieren. Nicht-ausgebildetes Lehrpersonal gehört aber sicher nicht zu diesen Möglichkeiten!“, schließt Böhm.